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Skrupel.


Kennen Sie das Wort noch? Ist irgendwie nicht mehr so recht im Sprachgebrauch… und im Handlungsgebrauch offenbar auch nicht.

Dinge, Gedanken, Redewendungen, Menschen, Tiere, Pflanzen, Umstände… rutschen manchmal weg. Aus unserem Gehirn.

Heute dachte ich, im Auto der Sonne entgegenfahrend, dass das Wort SKRUPEL aus unserer Gesellschaft verschwunden ist. Kam mir einfach so der Gedanke. Und da mein Mann neben mir schlief, konnte ich in Ruhe über das Wort nachdenken. Sprechen Sie das Wort mind. 3 x hintereinander. Sehr komisch.

Der SKRUPEL ist also weg. Aus dem Wortschatz und als Handlungsoption ist er auch nicht mehr greifbar. Wir leben offenbar in Zeiten, die den SKRUPEL überwunden haben. Zeiten des Individualismus. Zeiten, die nur schwer wieder in Richtung Gemeinsamkeit zurückfinden. Wenn man sich selbst genug ist und der andere, das Gegenüber, keine rechte Rolle mehr spielt, dann braucht man den SKRUPEL offenbar nicht mehr.

SKRUPEL meint: ein moralisches Denken und auch Bedenken, eine Hemmung und die Frage: Kann ich dies oder jenes tun oder sagen? Der SKRUPEL ist ein leiser Zweifel, der unser Tun mit dem eigenen Gewissen abgleicht.

Ich erkenne: Der SKRUPEL konnte sich dünne machen, weil sich auch die Moral und das Gewissen verabschiedet haben. Was sollte der SKRUPEL, allein gelassen, noch ausrichten in dieser Welt?  

Wer heute „Moral“ sagt, kommt in die Schublade „moralin“. Wer sich an sein Gewissen erinnert, muss damit rechnen belächelt zu werden. Zweifel sind nicht gefragt, weil heute jeder weiß, wo es langgeht und wie die Sachen zu laufen haben.  

SKRUPEL, Gewissen, Zweifel und Moral könnten wir gerade heute wieder gebrauchen, um uns als Gesellschaft (auch global) neu zu verorten, uns neu zu justieren. SKRUPELlosigkeit und Gewissenlosigkeit haben jedenfalls nicht geholfen, sie haben die Welt nicht besser gemacht.