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Dicke Wagen.


Groß, größer, riesig. Je ohnmächtiger die Menschen agieren, desto mächtiger werden die Autos.

Ist es Angeberei, Konsumwahn oder schlicht eine besorgniserregende Sorglosigkeit? Immer mehr Menschen neigen dazu sich dicke Wagen, SUV (Sport utility vehicle), zu kaufen. Zwar weg vom Verbrenner und hin zum E-Motor, aber das macht die Sache insgesamt nicht besser. Wozu tonnenschwere Geländewagen fahren, wenn drinnen nur 1 bis 2 Menschen sitzen? Warum einen Geländewagen steuern, wenn das „Gelände“ möglichst aus blitzesauberen Straßen bestehen soll? Warum so viel Geld ausgeben? Warum eine solche Art der Material-Verschwendung?   

Ich rätsele. Fast kommt es mir wie eine Ohnmächtigkeit vor, eine große Abspaltungsleistung, ein Verdrängen dessen, was wir uns nicht mehr leisten sollten: Maßlosigkeit. Es betrifft alle Altersgruppen und auch alle Einkommensgruppen. Und…  

…es betrifft auch meine eigene Familie: Meine Eltern (Mitte 70, Mitte 80) kaufen sich in regelmäßigen Abständen SUV, die sie zwar ohne Probleme mit einem Schlag bezahlen, aber gar nicht richtig nutzen können. Geschweige denn die Elektronik beherrschen, die das Cockpit eines solchen Wagens hergibt. Mit ihnen unterwegs zu sein bedeutet inzwischen sich einer gewissen Lebensgefahr auszusetzen. Warum? Diese Frage kann man am Kaffeetisch nicht stellen – sie würden es nicht verstehen. Der Kinder-Chor-Song des WDR „Meine Oma ist ne´ Umweltsau…“ sagt ihnen nichts. Sie würden es als Anmaßung empfinden. Stattdessen: Sorglosigkeit pur, gepaart mit dem Denken: „Nach uns die Sintflut.“ Sie haben Kinder, Enkel… alles egal.

Das Auto ist ein Statusobjekt. Wenn nichts mehr bleibt im Leben, außer Konsum, alle gesellschaftliche Anerkennung flöten geht und die Angleichung der Lebensverhältnisse keine Habitus-Unterschiede mehr möglich macht, muss wenigstens der dicke Wagen zeigen: Ich kann es mir leisten, ich hab´s dicke, schaut her!