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Wandel durch Handel.


Es ist so einfach wie schwer den Lauf der Welt zu erklären.

Mit Spannung verfolgen wir derzeit den Zweikampf der Systeme. Erneut entbrennt ein Gefecht des vermeintlich Guten mit dem vermeintlich Bösen. In diesem Gefecht möchte jeder der Gute sein und verkündet es mit einer eiskalten und glasklaren Gewissheit, die jeden Widerspruch als Bösartigkeit bekämpft. Wer sich mit Geschichte und speziell mit der Geschichte der Menschheit beschäftigt, erkennt wiederkehrende Hysterie-Muster. Die Welt zerfällt nicht nur in zwei Teile, sondern in einfache Erklärungsraster.

Was ist denn Politik eigentlich? Warum plustert sie sich so auf? Es ist eine Macht! So weit so klar. Aber wozu genau ist sie da? Regulierung der Menschen und ihres Verhaltens untereinander durch Gesetze. So könnte man es vielleicht sagen. Regeln schaffen, die zu befolgen sind.

Und dann ist da noch die Regulierung der nächsten Ebene, der Wirtschaft. Menschen wirtschaften sich ja untereinander etwas zu oder weg. Menschen werden reich oder arm durch Wirtschaft. Manche Wirtschaften müssen geschützt werden und bekommen deshalb mehr Sprechzeiten für ihre Lobbisten. Mehr Einfluss. Manche Wirtschaften sind schlicht unbedeutend. Das ist im Osten wie im Westen das gleiche Spiel.

Und natürlich geht es immer um Wachstum und Wohlstand… wer mehr Wachstum und Wohlstand auftut (auch für die Gesellschaft) ist natürlich im Vorteil. Der Wirtschaft sind politische Ideologien oft ziemlich egal. In China kann ein Kapitalist inzwischen genauso glücklich werden wie in der EU oder in den USA. Wenn man ihn lässt. Hauptsache die Politik spielt im Großen und Ganzen mit und schützt das Business.

Das politische Motto „Wandel durch Handel“ war von dieser Warte aus gesehen optimal für Wirtschaftsleute. Quasi freie Bahn in neue Märkte. Man macht Gewinne und ist politisch auch noch wertvoll. Aber naiv war das Motto irgendwie auch, denn schließlich wurde ja kein Druck auf Autokratien durch das Business ausgeübt. Jedenfalls nicht so, dass Handlungsdruck in politisch-autokratischen Gefügen entstand.

Heute dreht sich das ganze Gefüge und die Politik nimmt lauter und mehr Einfluss. Druck entsteht. Von Demokratien auf Autokratien. Und umgekehrt. Auf normale Menschen, aber auch auf die Wirtschaft. In vermeintlich schlechten Staaten sollte nun kein westlicher Business(wo)man mehr aktiv sein. Gehört sich nicht! 30 Jahre später ist das vielleicht wieder anders.

Wandel durch Druck. Ob das gut geht? Druck erzeugt oft Gegendruck. Menschen kämpfen so gerne miteinander. Feinbilder sind so leicht aufzubauen, wie sie schwer abzubauen sind. Menschen sind Menschen, hüben wie drüben. Keiner ist besser als der andere, keiner schlechter. Aber das wird oft vergessen, denn der homo sapiens… ist so unendlich gerne eine Kampf- und Krampfmaschine.