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Rolle rückwärts.


In Zeiten der Angst schauen viele nach hinten. Die Zukunft ist ihnen fast egal.

Wünschen Sie sich manchmal auch, dass die „Menschheit in ihrer Gesamtheit“ klüger wäre? Dazu weitsichtiger, mitfühlender, lebendiger, angstfreier, mutiger, empathischer, gemeinwohlorientierter?
Das wäre schön. Aber es gibt sie nicht, die „Menschheit in ihrer Gesamtheit“. Es gibt stattdessen viele Menschen, die die Einzigartigkeit ihres Selbst fest im Gehirn verankert haben. Sie alle handeln unterschiedlich. Gemeinsam scheint ihnen dieser Tage ein gewisses Angst-Spüren. Existenzangst in colorierten Schattierungen. Die Krisenherde brauche ich hier nicht weiter zu benennen – medial werden wir jeden Tag umspült davon. Die fetten Jahre sind vorbei…hieß es schon vor vielen Jahren. Man erinnere sich an den Hans-Weingartner-Film aus dem Jahr 2004.

Was machen Menschen, wenn sie Angst haben? Mutiger werden sie meist nicht. Sie werden missmutiger… und feige. Die meisten zumindest. Sie blicken nach hinten und schauen, ob der Mann der Krise (oder ist es eine Frau?) näher rückt. Sie quälen sich, sie driften, sie putschen sich gegenseitig auf. Sie holen Ressentiments hervor, rollen rückwärts durch ihr Leben. Und halten sich noch für klug. Sie wenden sich ideologisch nach rechts. Als ob von rechts schon mal was Gutes kam. Das linke Spektrum fällt ihnen nicht ein (wenn, nur als links-grün-versifft). Die Zukunft als gestaltbares Etwas fällt ihnen auch nicht so schnell ein. Nur als Schrecklichkeit, die lauert. Als „alles wird schlimmer“, als „man kann doch nichts machen“-Szenario.  

Das der Mensch schon immer Krisen bewältigen musste, wissen die Driftenden erkennbar nicht. Sie leben nahezu ohne Geschichtsbewusstsein, vielleicht noch bis zur halben Vorgeneration denkend. Nicht aber 100.000 Jahre. Ich empfehle Geschichtsliteratur… jeden Abend vor dem Schlafengehen mind.
1,5 h. Ich empfehle die Geschichte der Menschheit zu studieren. Ich empfehle eine ruhige Stunde im Garten, einen Kaffee trinkend und drüber nachdenkend, ob man nicht doch weitsichtiger, mitfühlender, lebendiger, angstfreier, mutiger, empathischer und  gemeinwohlorientierter werden könnte. Es ist nicht schwer, alles eine Frage der Kultivierung.