Knapp 8 Kilometer nördlich des „Loch Ness“ wird seit den 1980er Jahren am Thema Rewilding gearbeitet. Federführend war Alan Watson Featherstone (EN), der Trees for Life (TfL) 1993 gründete. Damals wurden etliche Menschen der Region darauf aufmerksam, dass der Waldrückgang dramatische Ausmaße
angenommen hatte und sich daraus ein Problem für die Zukunft entwickeln könnte. Seit 1993 arbeitet die Charity-Organisation auf der Profi-Ebene. TfL ist ein großer Player beim Thema Rewilding in
den schottischen Highlands. Wo immer man sich in der Rewilding-Szene umhört: TfL kennt jeder. Noch mehr bekannt ist die „Affric Highlands Rewilding Initiative“, die unmittelbar mit TfL
zusammenarbeitet. Trees for Life hat sich in einem Maße professionalisiert, dass man sie heute ohne Umschweife als führende Organisation beim Rewilding-Thema in Schottland bezeichnen kann. Sie
ist ein Arbeitsplatzmotor der Region geworden.
2008 wurde das „Dundreggan Estate“ von TfL gekauft – ein ehemaliges Hunting Estate. Das Gelände umfasst ca. 40 Millionen Quadratmeter, ca. 4.000 Hektar. Dundreggan ist der Hauptstandort und
Flagship von TfL, obgleich das Headquarter nahe Inverness in Findhorn ansässig ist. 2023 öffnete das absolute innovative Dundreggan Rewilding Centre – eine Mischung aus Informations- und Umweltbildungszentrum, das erste seiner Art weltweit!
Der Organisation geht es um nichts weniger als die ursprüngliche schottische Landschaft wieder herzustellen. Und das in einem riesigen Ausmaß und mit sehr vielen Kooperationspartnern. Langsam
werden die Berge rund um Dundreggan und Glen Affric wieder mit einheimischen Bäumen und Sträuchern besetzt. Eine Mischung aus aktiver Pflanzung und natürlicher Sukzession ist hier der Ansatz des
Rewilding. Vor Ort in Dundreggan und im nahe Glen Affric wird richtig rangeklotzt – die Organisation denkt in langen Zeitabschnitten und Landschaftsbereichen. Alles, was dort getan wird, ist für
die nächsten Generationen gedacht.
Seit vielen Jahren ist TdL mit anderen Rewildern in Schottland und darüber hinaus vernetzt. Eine aktuelle Auflistung aller Partner findet man hier. Gemeinschafts- und Kooperationsdenken sind fest im Team verankert –
nicht nur mit Landbesitzern vor Ort und kommunalen Gemeinschaften, sondern auch mit tausenden Freiwilligen.
TfL beschäftigt sich nicht nur mit dem Nachpflanzen der Waldkiefern, sondern bringt auch andere Baumarten in die Täler und Berge. Dazu zählen z. B. Espen, verschiedene Weiden oder Bergbirken.
Diese werden in der hauseigenen Nursery (Baumschule) selbst herangezüchttet. Ziel ist eine gewisse Vielfalt in die neuen Wälder zu bekommen, um die
Biodiversität der Fauna zu erhöhen und die Wälder resilienter gegen die Klimakrise zu machen. Entstehen soll ein Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen: Waldflächen, Grasland, Moore, Heideflächen,
Strauchflächen.
Aus dem „Gairngorms National Park“ kommend, verbrachten wir eine Woche in den TfL-Gebieten (inkl. Glen Affric), um uns in den neuen und alten Wäldern umzuschauen, mit Projektmitarbeitern zu
sprechen und in der Baumschule mitzuarbeiten. TfL hat mehrere sehr gute Angebote für Interessierte – eine Fahrt dorthin sollte man auf jeden Fall unternehmen, wenn man sehen möchte, wie
„Weltverbesserer“ arbeiten und was möglich ist an Naturverbesserung und regionaler Wirtschaftsförderung, sprich Jobs.