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Industrialisierung der Altmark


Manchmal muss man die Dinge auf den Punkt bringen. So tat es vor Kurzem auch das Bündnis Verkehrswende Elbe-Altmark. Denn große neue Straßen werden nicht einfach so gebaut - sie müssen einen Grund haben. 

Text des Verkehrswende-Bündnisses von heute:
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A 14 und B 190 n sind Vorboten der Industrialisierung der Altmark
Wirtschaftslobby und Land arbeiten an industrieller Zurichtung der Altmark | Klima- und Naturschutz sowie nachhaltiger Tourismus spielen keine große Rolle mehr | Kosten/Nutzen-Analyse der neuen Straßenverkehrsinfrastrukturen werden marginal

Der Bau neuer Großstraßen in der Altmark wird weiter vorangetrieben. A 14 und B 190n sind eine Art Zaubermittel geworden – sie sollen den Norden Sachsen-Anhalts fit für eine Zukunft machen, bei der die altmärkische Kulturlandschaft und ihre Schönheiten keine große Rolle mehr spielen. Jahrhunderte lang konnte sich die Altmark still entfalten und bleib ein einzigartiges Refugium aus schmucken kleinen Städten, pittoresken Dörfern, Wiesen, Wäldern und Ackerflächen. Damit soll, wenn es nach Industrie- und Gewerbevertretern im Land und in der Altmark geht, bald Schluss sein. Um Industrie- und Gewerbearbeitsplätze zu schaffen, die Mobilität zu erhöhen, überregionale Transite in andere Regionen zu beschleunigen, vielleicht sogar Militärtransporte zu ermöglichen und im Wettbewerb mit anderen Regionen mitzuhalten, soll die Altmark nicht nachhaltiger und grüner, sondern grauer werden. Grauer durch die sog. „graue Infrastruktur“ – den Straßenbau und den Bau von Industrieanlagen.

Über allem steht der unbedingte Wille nach großangelegtem Wirtschaftswachstum im Gewerbe- und Industriesektor entlang der neuen Großstraßen. Sprich: neue Industriegebiete! Auf die Altmark rollen Industrien in Form von Kohlendioxid-Verpressung (CCS), riesige zusätzliche Gewerbegebiete, großflächiger Lithium-Abbau, gigantische Windparks und Freiflächen-Solaranlagen, zahlreiche neue Überland-Stromleitungen und Umspannwerke sowie evtl. das Atommüllendlager zu. Die neuen Straßen A 14 und B 190 n sind für die logistischen Belange der Industrien gedacht, nur am Rande für die Bürgerinnen und Bürger.

Dass die Altmark auch ein nachhaltiges touristisches Angebot mit zahlreichen Radwegen und kulturellen Highlights, verbunden mit einem starken Naturschutzcharakter, hätte entwickeln können, dass über die Landesgrenzen hinaus Wirkmächtigkeit erlangt und jede Menge nachhaltiger Arbeitsplätze generiert, wird als Absurdität angesehen. Eindeutig hat hier ein Denken aus dem 19. und 20. Jahrhundert über die nachhaltiger denkende Moderne des 21. Jahrhunderts gesiegt. Klimaschutz, Naturschutz und die Erreichung der regionalen und globalen Klimaziele spielen keine Rolle mehr. Mit alten Mitteln und Methoden soll eine Zukunft heraufbeschworen werden, die erst dafür gesorgt hat, dass immer mehr Naturkrisen, Wirtschaftskrisen und soziale Krisen in Erscheinung treten. Das alles fühlt sich verdächtig nach „Trumpismus“ an!  

Auch, wenn reine Fakten in der Diskussion nicht mehr zählen, es gibt Dinge, die die Bürgerinnen und Bürger in der Altmark wissen sollten, bevor die Landschaft durch neue Großstraßen für neue Industrieanlagen umgestaltet wird:  

1.) Der Bau neuer Großstraßen kostet den Steuerzahler 3 x so viel Geld, wie artgleiche Investitionen in den ÖPNV.

2.) Neue Straßenverkehrsinfrastrukturen erzeugen deutlich höhere Emissionen, die sich in Zukunft in zunehmenden Starkwetterereignissen niederschlagen werden.

3.) Neue Straßenverkehrsinfrastrukturen sorgen für ein weiteres Voranschreiten des Artensterbens, des Flächenverbrauchs und der Schadstoffbelastung von Böden.

4.) Neue Straßenverkehrsinfrastrukturen verschärfen die soziale Ungleichheit durch die Benachteiligung einkommensschwacher Personen, verschlechtern insgesamt die Daseinsvorsorge und erhöhen die Pacht- und Kaufpreise für eine landwirtschaftliche Nutzung.

5.) Neue Straßenverkehrsinfrastrukturen sorgen für eine Vermehrung von Luftschadstoffen, Mikroplastik, Lärm, Unfälle, Stress, Verlust von Erholungsräumen und belasten damit die Bevölkerung und das Gesundheitssystem.

6.) Neue Straßenverkehrsinfrastrukturen blockieren eine nachhaltige Mobilitätswende hin zu Bahn, Bus, Rad durch Mittel- und Ressourcenverschwendung im Straßenbau. Für die B 190n bedeutet dies: das Kosten-Nutzen Verhältnis liegt bei Faktor 1,6. Eine Wirtschaftlichkeit bei Fernstraßen ist jedoch erst ab Faktor 3 gegeben.
 
7.) Neue Straßenverkehrsinfrastrukturen ziehen Verkehrsverlagerungseffekte nach sich – hin zu mehr Individualverkehr und Schwerlastverkehr.

8.) Neue Straßenverkehrsinfrastrukturen führen zu einem Anstieg der Kriminalität im ländlichen Raum.
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c Teaserbild: mdr