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Landschaft zerschneiden.

Die Klimakrise ist da. Kaum einer zweifelt mehr. Aber handeln wollen wir nicht. Wir bauen kräftig weiter Autobahnen.

Die Treibhausgasminderungsziele der Bundesrepublik sind klar. Aber danach handeln? Jetzt? Ganz konkret? Nein! Reden und Handeln ist eben ein Unterschied. Kein Wunder, dass immer mehr Bürger*innen unruhig werden, wenn Reden und Handeln nicht zusammenpassen wollen. Manche werden linker, manche rechter. Der Vertrauensverlust in die Politik ist auf jeden Fall zu spüren.

Reine Sachpolitik ist oft notwendig und die Politik der kleinen Schritte ist es bestimmt auch. Aber was ist, wenn wir keine Zeit mehr haben zu drippeln, Kompromisse zu machen oder Symbolpolitik zu betreiben? Was ist, wenn jetzt und schnell gehandelt werden muss? Die große Politik scheint überfordert zu sein, die mittlere auf Länderebene und die kleine Kommunale (inkl. der Landkreise) leider auch.

Ein schönes Beispiel ist der derzeit wiederauflebende Widerstand gegen übergroße Verkehrsprojekte. Fernstraßenprojekte, die wirtschaftliche Entwicklung in abgehängte Regionen bringen sollen. Hambacher Forst und Danneröder Wald kennen wir… Aber jetzt ist auch die Altmark betroffen. Stichwort: A14, B190n, A39. Die sog. Hosenträgervariante soll mit aller Macht durchgezogen werden.

Während die Politik davon redet, dass die Klimaziele unbedingt eingehalten werden müssen, dass wir unsere Art zu leben und zu wirtschaften eigentlich (!!!) ändern müssen, wird kräftig daran festgehalten, dass wir weiterhin große Straßen durch unzerschnittene Lebensräume bauen, durch FFH-Gebiete, NATURA2000-Zonen, durch Biosphärenreservate.

Es wird auf der politischen Ebene gar nicht darüber diskutiert, ob solche Bauvorhaben noch zeitgemäß und sinnvoll sind. Komisch eigentlich, oder? Argumente, die ein neues Nachdenken anregen, werden einfach beiseitegeschoben. Ein arrogantes Verhalten.  

Die Regionen Altmark und die Prignitz zerschneiden mit der A14 ihre wertvollsten Naturlandschaften. Mit der A39 ist es nicht anders. Das ist kurzfristig gedacht, denn sie werden für immer zerschnitten sein. Für immer… Sanfter und erholsamer Tourismus (die Quelle für zeitgemäße Regionalentwicklung) ist dadurch nicht mehr möglich.

Das Wendland freut sich schon jetzt. Dort geht man mit den Rundlingsdörfern zielstrebig Richtung Weltkulturerbe und baut seine nachhaltigen Regionalentwicklungspositionen weiter aus. Aber ihre Landschaften lassen sie sich nicht zerschneiden. Die denken halt weiter. Aus der Altmark und der Prignitz rollen dann die Gäste über die neuen Autobahnen an. Das ist doch eine feine Sache! Denn dort, in Altmark und Prignitz, werden die Gäste nicht bleiben wollen. Das werden reine Infrastrukturlandschaften mit funktionalen Autobahn-Auf- und Abfahrten sein, verlärmte Landschaften, in der die Abgaswerte steigen.   

Alles, was die Altmark noch hatte, war ihre Landschaft. Grün und weit und vor allem unzerschnitten von großen Fernverkehrsstraßen. Einzigartig und erhaltenswert. Sowas gibt es in der Bundesrepublik sonst nicht mehr. Ein richtiger Schatz. Daraus hätte man was machen können. Einen Naturpark beispielsweise. Wollte man aber nicht. Man wollte lieber die gleichen Fehler machen, die schon woanders gemacht worden sind. Wirtschaftsförderung = Industrieansiedlung = unattraktive Landschaft.

Statt die neuen Bundesländer endlich mal eine (ökologische) Vorreiterrolle einnehmen, wollen sie weiterhin alles tun, um mit den alten Bundesländern mitzuhalten. Vergebene Liebesmühe.