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Möblierung der Landschaft.


Neue Technologien strömen in die Fläche. Äcker, Wiesen, Wälder sollen bestückt werden.

Dieser Text kann zu Irritationen führen. Manche Menschen werden ihn nicht verstehen (wollen). So ist das manchmal. Wir leben in einer Demokratie (gut so!) und diese zeichnet sich vor allem dafür aus, dass die in ihr lebenden Menschen eine eigene Meinung haben dürfen. Das unsere Demokratien gerade sterben (sehr schade!) ist ein anderes Thema… sicherlich in Kürze auch für diesen Blog interessant.   

Möblierung der Landschaft. Energiewende. Mir schwant, dass es so kommen wird. Der Druck auf alternative Energieerzeugungen umzusteigen ist hoch. Sehr hoch. Weg vom Gas, weg von Kohle, weg von Atomkraft – das ist gut und sinnvoll. Da aber immer mehr Energie benötigt wird, muss umgestellt werden und ein Plan B her. Und natürlich gibt es diesen, er wird hin und her diskutiert.

Windkrafträder und PV-Anlagen werden benötigt, um die Energiewende hinzubekommen. Diese Anlagen müssen irgendwo stehen. Stadtgelände bieten sich nicht an – zu gefährlich, zu teuer und zu wenig nutzbare Flächen. Also dann das Land. Denn das Land hat schon immer Energie geliefert – erst in Form von Nahrungsmittels, nun in Form von reiner Energie. Die Biogasanlagen haben es vorgemacht.

Paul Ernst Dörfler hat das Verhältnis von Stadt und Land treffend formuliert: "Das Ökosystem Land liefert, das Ökosystem Stadt verbraucht. (...) Die Stadt verbraucht zum Wachstum den Boden, das Wasser, die Luft, das Klima, die Pflanzen und die Tiere bis in die ländlichen Lebensräume hinein. Es ist uns kaum bewusst: Alles Lebensnotwendige kommt vom Land." (aus: "Aufs Land.", S. 44)

Ich fürchte, dass eine zu große Zahl von Windkrafträdern und PV-Anlagen die Ästhetiken des Landlebens empfindlich stören werden. Äcker, Wiesen und Wälder sollen mit technischen Anlagen bestückt werden, die deutlich auf weite Entfernungen sichtbar sind. Eine Möblierung der Landschaft... die bisherkaum denkbar war. Windkrafträder sieht man mehr als 20 km weit. PV-Anlagen sollen zwar eingehegt werden (Hecken, Erdwälle), sind dann aber trotzdem Teil einer sich immer weiter von der ursprünglichen Natur entfernenden Natur.

Wo früher der Blick weit schweifen konnte, soll er nun vermehrt an 3 m dicken Masten hängen bleiben. Und dazu kommt: Rotorengeräusche, Herstellungs- und Abrüstungsenergien, Materialverbrauche… ein großes Extrathema, über das man so gut wie nichts hört.

Der Mensch suchte immer nach technischen Möglichkeiten sein Leben zu verbessern. Und das ist gelungen! Seines wurde tatsächlich immer besser, der Natur hingegen ging es immer mehr an den Kragen.   

Man kann einwenden, dass wir uns sowieso auf dem Weg der vermehrten technischen Nutzung des Landes befinden. Stromtrassen, Biogasanlagen, Autobahnen, Industriegelände. Ja, so ist es. Und das ist traurig. Das ist kein Fortschritt, den ich mir wünsche. Er ist zu kurz gedacht, er lässt die Zukunft zu wenig zu Wort kommen bzw. nur einseitig. Er lässt das Ästhetische, das uns Menschen erst zu fühlenden empathischen Wesen macht, ohne Beachtung. Mir graut vor Menschen, die die Natur nicht achten, sie nur (aus)nutzen und im vorauseilenden Gehorsam zu hybriden Maschinenwesen werden.

PV-Anlagen gehören auf Dächer. Alle Dächer. Windkrafträder: Jedem Dorf 1 Rad (mittelgroß) für die eigene (genossenschaftliche) Energieversorgung. Preise runter für private PV-Anlagen, damit sich auch Geringverdiener diese Energieerzeugung leisten können. Autonome Energieerzeugungen vermehrt zulassen, nicht nur auf Großunternehmen setzen, die die Energie aus der Fläche ziehen und Gewinne generieren, von denen das Land, das diese Energie erzeugt hat, nichts hat.