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Warten auf die Autobahn.


Die Autobahn muss kommen, sonst passiert in der Altmark nichts. So wurde es den hier lebenden Menschen von der regionalen Politik und Wirtschaftsvertretern jahrelang eingeredet.

Und die Menschen glauben das. So warten sie denn, fast schon wie Lämmer, auf den Heilsbringer Autobahn. Das meint: Großstraßen im Wert von ca. 1,7 Milliarden EUR für den sog. „Hosenträger“, der in den kommenden Jahren den letzten autobahnfreien Raum in Deutschland erschließen soll: Nordverlängerung A14, B190n (beides in der Altmark) und A39 (östliches Niedersachsen).

Dabei ist Deutschland bereits jetzt das Land auf der Welt, in dem das Straßenbaunetz überaus gut ausgebaut ist, die Dichte an Bundesstraßen und Autobahnen höher als woanders. Aber es soll immer mehr werden, immer dichter. Der Gedanke an eine unanständige menschliche Gier beschleicht einen, wenn man daran denkt. Eine Gier, die vom Mehr lebt und nicht anders kann, als immer mehr zu verbrauchen und, im hier gemeinten Fall, zu zerschneiden.  

Sobald die Riesenstraßen gebaut sind, soll die Wirtschaft in der Altmark und der Prignitz wachsen. Viele Gewerbegebiete entlang der neuen Trassen sind bereits in Planung. Noch mehr Flächenfraß, der sich anschließt. Dabei sind die Gewerbegebiete, die es bereits in der Region gibt, noch gar nicht voll.   

Es ist erstaunlich, wie es regionale Politik und Wirtschaftslobbyisten 30 Jahre lang geschafft haben, Menschen zum Stillhalten zu bewegen und auf eine Zukunft zu vertrösten, die so wie gedacht, nicht mehr kommen darf. Nicht mehr kommen darf, weil wir es uns nicht mehr leisten können so weiterzumachen wie bisher. Und dazu gehört eben auch über Autobahn-Neubauten nachzudenken, für die es gar keinen Bedarf gibt. Autobahnen, die schädlich für das Klima sind, die wunderschöne Landschaften unwiederbringlich zerschneiden und uns als Transitland degradieren.  

Hätte man sich nicht für die Altmark etwas anderes ausdenken können, aus dem scheinbaren Mangel an Autobahnen auch einen strategischen Vorteil ziehen? So viel Ruhe, so viel Natur… daraus hätte man ebenfalls Wertschöpfung für die gesamte Region ziehen können. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal erster Güte. Menschen und Initiativen hatten Konzepte dafür vorlegt, sie landeten alle in Schubladen. Wurden und werden versteckt.

Eine andere Wertschöpfung ist möglich. Davon bin ich fest überzeugt. Es handelt sich dabei ebenfalls um Wirtschaftswachstum, nur langsamer und ressourcenschonender. Damit aber zukunftsfähiger. Diese Denke war und ist nicht erlaubt. Konventionelles Wirtschaftsdenken, basierend auf Ressourcenverbrauch und stetem Wachstum, das war und ist der Ansatz.

Die Welt da draußen dreht sich weiter und erfindet sich gerade neu. Die Altmark aber… verpasst mal wieder den Anschluss, weil sie auf den falschen Anschluss wartet… den Autobahnanschluss.